Nachfahren geflohener Juden fordern die deutsche Staatsbürgerschaft: Trotz Grundgesetz-Vorgaben bleiben über 100 Briten als Kinder und Enkelkinder geflohener jüdischer Mütter bisher ausgeschlosse
Datum: Dienstag, dem 16. Juli 2019
Thema: Großbritannien News


Zur deutschen Staatsbürgerschaft von Kindern und Enkelkindern geflohener jüdischer Mütter:

Berlin (ots) - Trotz entsprechender Vorgaben des Grundgesetzes bekommen viele Nachfahren geflohener deutscher Juden keine deutsche Staatsbürgerschaft.

"Einige kämpfen schon seit 20, 30 Jahren um den deutschen Pass", sagte Nick Courtman, der Sprecher der nach dem Artikel im Grundgesetz benannten Gruppe "116" dem "Tagesspiegel" (...).

Er vertritt die Interessen von über 100 Briten, die als Nachfahren geflohener Juden die Staatsbürgerschaft wollen. Aber eine Besonderheit des deutschen Rechts schließt unter anderem Kinder und Enkelkinder von jüdischen Müttern aus, die aus dem Deutschen Reich geflohen sind und dann aber einen Briten geheiratet haben.

Der Brexit, der nahende Verlust des Status als EU-Bürger, hat in Großbritannien zu Dutzenden neuen Anträgen an die deutschen Behörden geführt, um die deutsche Staatsangehörigkeit zu bekommen. Auch Courtman, Enkel einer geflohenen Jüdin, will sie: Die Nachfahren verfolgter Juden hätten nach dem NS-Unrecht die Chance verdient, allesamt die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen, betont er.

80 Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wächst der Druck, das Grundgesetz hier mehr zugunsten der Nachfahren geflohener Juden auszulegen. Der Artikel 116 GG wurde durch mehrere Änderungen im Staatsangehörigkeitsgesetz (StAG) immer wieder präzisiert. Da er sehr gut deutsch kann, hat Courtman die Kommunikation mit der Bundesregierung und deutschen Innenpolitikern im Bundestag übernommen (mit Ausnahme der AfD).

Abgelehnt wird bisher auch der Antrag von Alexander Goldbloom, der dem "Tagesspiegel" seine Geschichte geschildert hat: "Mein Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft wurde im April 2017 mit der Begründung abgelehnt, dass ich die Anforderungen von Artikel 116 Absatz 2 nicht erfülle."

In seinem Fall erklärte das Bundesverwaltungsamt in Berlin, dass seine Großmutter (Anita Lippmann) im November 1933 seinen Großvater (einen Engländer - Abraham Goldbloom) geheiratet und daher ihre deutsche Staatsbürgerschaft bei der Eheschließung automatisch aufgegeben habe. Seine Oma wurde 1906 in Berlin-Charlottenburg geboren.

Wegen der vielen Beschwerden wächst auch im Bundestag die Unterstützung. "Ich finde es unwürdig, wie mit den Nachfahren der vertriebenen Antifaschisten und NS-Opfer umgegangen wird", sagte die Linken-Abgeordnete Ulla Jelpke dem "Tagesspiegel".

"Es liegt ja auf der Hand, dass ihre Eltern nicht 'freiwillig' die deutsche Staatsangehörigkeit aufgegeben haben, sondern dass dies in direktem Zusammenhang mit ihrer erzwungenen Flucht aus Nazi-Deutschland stand." Deshalb dränge sie die Bundesregierung dazu, die diskriminierenden Regelungen in der Wiedereinbürgerungspraxis zu beseitigen.

Das könne bereits durch eine kleine, aber einschneidende Klarstellung im Staatsangehörigkeitsgesetz geschehen: "Alle Nachfahren von Personen, die vor den Nazis aus rassistischen oder politischen Gründen fliehen mussten und ihre deutsche Staatsangehörigkeit verloren haben, sollen einen Rechtsanspruch auf Wiedereinbürgerung haben." Und zwar unabhängig davon, wen ihre Eltern geheiratet haben oder wann sie geboren worden sind.

Auch das zuständige Bundesinnenministerium betonte auf Nachfrage des "Tagesspiegel": "Die Gesamtheit der staatsangehörigkeitsrechtlichen Wiedergutmachungsregelungen ist außerordentlich komplex und heterogen ausgestaltet".

https://www.tagesspiegel.de/politik/streit-um-geflohene-juden-deutschland-blockt-einbuergerung-von-nachfahren-geflohener-nazi-opfer-ab/24588776

Rückfragen richten Sie bitte an: Der Tagesspiegel, Newsroom, Telefon 030-29021-14909

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chefin vom Dienst
Patricia Wolf
Telefon: 030-29021 14013
E-Mail: cvd@tagesspiegel.de

Original-Content von: Der Tagesspiegel, übermittelt durch news aktuell

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(Ein Forum zum Thema "Deutschland" gibt es hier.)

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euronews (deutsch) / Brexit-Folgen: Britische Juden interessieren sich für deutschen Pass
(Youtube-Video, Standard-YouTube-Lizenz, 17.10.2016):

Zitat: "Nach Großbritanniens Entscheidung für den Brexit haben weit über hundert britische Juden mit deutschen Vorfahren den deutschen Pass beantragt.

Das bestätigte die deutsche Botschaft in London.

Schätzungen zufolge waren 70.000 Juden vor den Nazis nach Großbritannien geflüchtet, "so auch Thomas Hardings Vorfahren""




euronews (deutsch) / Britische Juden beantragen deutschen Pass
(Youtube-Video, Standard-YouTube-Lizenz, 15.01.2019):

Zitat: "Ein Artikel im Grundgesetz begünstigt Nachfahren von Menschen, denen im Dritten Reich die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen wurde - zum Beispiel aus religiösen Gründen."




euronews (deutsch) / Simon Wallfisch ist einer von 3000 britischen Juden, die eine deutsche Staatsbürgerschaft beantragen
(Youtube-Video, Standard-YouTube-Lizenz, 29.01.2019):

Zitat: "Seine Großmutter hat Auschwitz überlebt und schwor, nie in das Land zurückzukehren, das ihre Eltern und sechs Millionen weitere Juden ermordet hat.

Doch jetzt hat der Brexit Simon Wallfisch gezwungen, etwas für sie Undenkbares zu tun: Er beantragte die deutsche Staatsbürgerschaft."




Artikel zitiert aus https://www.presseportal.de/pm/2790/4322328, Autor siehe obiger Artikel. Ein etwaiges Youtube-Video ist ein geframtes ("eingebettes") Video von Youtube.com, Autor siehe das Video.

Veröffentlicht / Zitiert von » PressePortal.de « auf / über http://www.deutsche-politik-news.de - aktuelle News, Infos, PresseMitteilungen & Artikel!


Zur deutschen Staatsbürgerschaft von Kindern und Enkelkindern geflohener jüdischer Mütter:

Berlin (ots) - Trotz entsprechender Vorgaben des Grundgesetzes bekommen viele Nachfahren geflohener deutscher Juden keine deutsche Staatsbürgerschaft.

"Einige kämpfen schon seit 20, 30 Jahren um den deutschen Pass", sagte Nick Courtman, der Sprecher der nach dem Artikel im Grundgesetz benannten Gruppe "116" dem "Tagesspiegel" (...).

Er vertritt die Interessen von über 100 Briten, die als Nachfahren geflohener Juden die Staatsbürgerschaft wollen. Aber eine Besonderheit des deutschen Rechts schließt unter anderem Kinder und Enkelkinder von jüdischen Müttern aus, die aus dem Deutschen Reich geflohen sind und dann aber einen Briten geheiratet haben.

Der Brexit, der nahende Verlust des Status als EU-Bürger, hat in Großbritannien zu Dutzenden neuen Anträgen an die deutschen Behörden geführt, um die deutsche Staatsangehörigkeit zu bekommen. Auch Courtman, Enkel einer geflohenen Jüdin, will sie: Die Nachfahren verfolgter Juden hätten nach dem NS-Unrecht die Chance verdient, allesamt die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen, betont er.

80 Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wächst der Druck, das Grundgesetz hier mehr zugunsten der Nachfahren geflohener Juden auszulegen. Der Artikel 116 GG wurde durch mehrere Änderungen im Staatsangehörigkeitsgesetz (StAG) immer wieder präzisiert. Da er sehr gut deutsch kann, hat Courtman die Kommunikation mit der Bundesregierung und deutschen Innenpolitikern im Bundestag übernommen (mit Ausnahme der AfD).

Abgelehnt wird bisher auch der Antrag von Alexander Goldbloom, der dem "Tagesspiegel" seine Geschichte geschildert hat: "Mein Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft wurde im April 2017 mit der Begründung abgelehnt, dass ich die Anforderungen von Artikel 116 Absatz 2 nicht erfülle."

In seinem Fall erklärte das Bundesverwaltungsamt in Berlin, dass seine Großmutter (Anita Lippmann) im November 1933 seinen Großvater (einen Engländer - Abraham Goldbloom) geheiratet und daher ihre deutsche Staatsbürgerschaft bei der Eheschließung automatisch aufgegeben habe. Seine Oma wurde 1906 in Berlin-Charlottenburg geboren.

Wegen der vielen Beschwerden wächst auch im Bundestag die Unterstützung. "Ich finde es unwürdig, wie mit den Nachfahren der vertriebenen Antifaschisten und NS-Opfer umgegangen wird", sagte die Linken-Abgeordnete Ulla Jelpke dem "Tagesspiegel".

"Es liegt ja auf der Hand, dass ihre Eltern nicht 'freiwillig' die deutsche Staatsangehörigkeit aufgegeben haben, sondern dass dies in direktem Zusammenhang mit ihrer erzwungenen Flucht aus Nazi-Deutschland stand." Deshalb dränge sie die Bundesregierung dazu, die diskriminierenden Regelungen in der Wiedereinbürgerungspraxis zu beseitigen.

Das könne bereits durch eine kleine, aber einschneidende Klarstellung im Staatsangehörigkeitsgesetz geschehen: "Alle Nachfahren von Personen, die vor den Nazis aus rassistischen oder politischen Gründen fliehen mussten und ihre deutsche Staatsangehörigkeit verloren haben, sollen einen Rechtsanspruch auf Wiedereinbürgerung haben." Und zwar unabhängig davon, wen ihre Eltern geheiratet haben oder wann sie geboren worden sind.

Auch das zuständige Bundesinnenministerium betonte auf Nachfrage des "Tagesspiegel": "Die Gesamtheit der staatsangehörigkeitsrechtlichen Wiedergutmachungsregelungen ist außerordentlich komplex und heterogen ausgestaltet".

https://www.tagesspiegel.de/politik/streit-um-geflohene-juden-deutschland-blockt-einbuergerung-von-nachfahren-geflohener-nazi-opfer-ab/24588776

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Telefon: 030-29021 14013
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euronews (deutsch) / Brexit-Folgen: Britische Juden interessieren sich für deutschen Pass
(Youtube-Video, Standard-YouTube-Lizenz, 17.10.2016):

Zitat: "Nach Großbritanniens Entscheidung für den Brexit haben weit über hundert britische Juden mit deutschen Vorfahren den deutschen Pass beantragt.

Das bestätigte die deutsche Botschaft in London.

Schätzungen zufolge waren 70.000 Juden vor den Nazis nach Großbritannien geflüchtet, "so auch Thomas Hardings Vorfahren""




euronews (deutsch) / Britische Juden beantragen deutschen Pass
(Youtube-Video, Standard-YouTube-Lizenz, 15.01.2019):

Zitat: "Ein Artikel im Grundgesetz begünstigt Nachfahren von Menschen, denen im Dritten Reich die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen wurde - zum Beispiel aus religiösen Gründen."




euronews (deutsch) / Simon Wallfisch ist einer von 3000 britischen Juden, die eine deutsche Staatsbürgerschaft beantragen
(Youtube-Video, Standard-YouTube-Lizenz, 29.01.2019):

Zitat: "Seine Großmutter hat Auschwitz überlebt und schwor, nie in das Land zurückzukehren, das ihre Eltern und sechs Millionen weitere Juden ermordet hat.

Doch jetzt hat der Brexit Simon Wallfisch gezwungen, etwas für sie Undenkbares zu tun: Er beantragte die deutsche Staatsbürgerschaft."




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